Ein Blick zurück auf über 100 Jahre Theater in Wald

„Die Räuber auf Maria Kulm und Ida von Toggenburg“ lautete der Titel des ersten Stückes, das Ostern 1910 zur Aufführung kam. Ein historisches Schauspiel, wie sie damals in Mode waren, hatte Spielleiter Xaver Eberle   ausgesucht. Die Rollen wurden verkörpert von Adelbert Socher, Albert Fischer, Josef Schmid, Rupert Schmid, Josef Haibel, Nikolaus Eberspacher, Georg Steidle, Xaver Steidle, Ludwig Fröhlich, Jos. Anton Möst, Benedikt Kalopp, Ludwina Osterried, Theresia Schmid, Walburga Eberspacher und Maria Haibel.

Die Bühne stand damals im Saal des Gasthauses Zur Post, sie war eine echte Eigenleistung, wie Nikolaus Socher, der langjährige Spielleiter der Theatergruppe Wald, in seinen Erinnerungen festhielt: „Das Podium entstand aus Bierkisten, die Bretter des Bühnenbodens wurden von Schreinermeister Rothärmel zur Verfügung gestellt. Der Kulissenrahmen wurde von Wagnermeister Schmid und Schreiner Steidle zusammengefügt. Als Umspannung der Kulissenrahmen, des Hintergrunds und Vorhangs dienten Rupfensäcke, die von den vier Spielerinnen zugeschnitten und genäht wurden. Als Bühnenbeleuchtung dienten drei Petroleumlampen. Um die einzelnen Akte ins richtige Bild zu rücken, malte Malermeister Fridolin Linder von Ronried die einzelnen Szenen sowie die ganze Bühne kunstgerecht und vor allem kostenlos. Durch Verbindungen konnte Eberle einige abgelegte Ritterkostüme vom Stadttheater Augsburg billig erwerben, der Rest an Kostümen wurde von den Spielern selbst hergestellt.“ Drei Aufführungen vor insgesamt 380 Besuchern vermeldet die Chronik für das Jahr 1910, ein Ansporn zum Weitermachen. So kamen dann noch drei weitere Stücke unter Spielleiter Eberle zur Aufführung, sie hießen „Kunibert der edle Ritter“, „Genveva“, und „Die Junggesellsteuer“. Mit dem Kriegsausbruch 1914 war das Theaterspiel vorläufig zu Ende.

Eine neue Theatergruppe bildete sich 1921 aus dem Burschenverein heraus, maßgeblich unterstützt vom damaligen Pfarrer Reich. „Das Hungerjahr 1816“ hieß das dramatische Schauspiel, das 1921 gespielt wurde. Die Aufführungen fanden im Saal des Gasthauses Koch statt, dem Vereinslokal des Burschenvereins. Probleme bereiteten vor allem die Finanzen und die Bühnenverhältnisse - bei einer Aufführung fiel die Bühne sogar in sich zusammen. Dennoch war das Stück ein Erfolg, der 1923 mit dem römischen Schauspiel „Vinantius“ fortgesetzt wurde. Dieses Stück mit fünf Akten und 20 Mitwirkenden blieb in Wald nachhaltig in guter Erinnerung. Insbesondere Engelbert Guggemos, der damals die Titelrolle spielte, war noch Jahrzehnte später unter dem Namen „Finanzius“ bekannt.

„Anita das Findelkind“ folgte dann 1924, es war das letzte Stück unter der Leitung von Pfarrer Reich. Er setzte aber noch vor seinem Wegzug im Jahre 1926 Nikolaus Socher als Spielleiter ein, der dieses Amt bis 1981 innehatte.

Unter seiner Regie erfolgte zunächst der Übergang von den Ritterspielen zu volkstümlichen Stücken. Ländliche Bauern- und Wildererstücke beherrschten nun die Bühne, das Publikum nahm diese Stücke begeistert an, nur die unzulänglichen Bühnenverhältnisse blieben ein Problem. Es konnte erst einige Jahre später gelöst werden, als 1934 im Gasthaus zur Post umgebaut wurde und dort auch ein neuer, 200 Personen fassender Saal entstand. Nikolaus Socher und Andreas Mayr gelang es, vom Allgäuer Brauhaus eine komplette Bühne zu bekommen, als Gegenleistung wurde vereinbart, nur noch im Gasthaus Post zu spielen und 10 Prozent der Einnahmen an das Brauhaus abzuführen. „Das Kreuzl im Tannengrund“ wurde 1935 als erstes Stück auf dieser schönen, allseits bestaunten Bühne aufgeführt. Mit über 800 Besuchern war es ein voller Erfolg. Doch das Theaterspielen wurde im dritten Reich immer schwieriger, die NS-Zensur überprüfte jedes Stück, nicht selten mussten ganze Szenen gestrichen werden oder wurde ein Stück komplett abgelehnt. Bis 1938 kamen dennoch drei weitere Stücke zur Aufführung, mit dem 2. Weltkrieg allerdings kam das Theaterspiel zum Erliegen. Die Bühne im Gasthaus Post wurde bei Kriegsende von einrückenden Truppen völlig zerstört. 

1954 gelang es Nikolaus Socher mit einer neuen Spielertruppe im Gasthaus Post mit „Die Braut des Wilderers" das Theaterspiel in Wald neu zu beleben. Gleichzeitig setzte sich Nikolaus Socher unermüdlich dafür ein, dass in die neue Schulturnhalle auch eine Bühne eingebaut werden sollte. Bürgermeister Ampßler und sein Gemeinderat willigten schließlich in den Vorschlag ein und so entstand ein festes Podium im Turnsaal, auf das Schreinermeister Josef Fröhlich die eigentliche Bühne baute. Maßgeblichen Anteil an der Bühnengestaltung hatte auch Hauptlehrer Josef Schiffner, der im Laufe der folgenden Jahre zahlreiche Bühnenbilder schuf. Waldszenerien, Bergmassive, Gärten, was immer das jeweilige Stück verlangte, wurde von ihm liebevoll und gekonnt gemalt.

Bis 1960 wurde nun wieder jedes Jahr gespielt. Es war die Hochzeit der Volksstücke, der Mühlenromantik und Bergdramen. Von 1961 bis 1964 wurde aus familiären Gründen von Nikolaus Socher pausiert.
1965 konnte mit „Der Wilderer von Bayrischzell“ wieder nahtlos an frühere Erfolge angeknüpft werden. Dieses Stück brachte einen neuen Besucherrekord von 1.420 Zuschauern. Die Zeit der volkstümlichen, oftmals aber auch ernsten Stücke ging noch bis 1975 weiter. Um dem Wunsch nach lustigeren Stücken gerecht zu werden, wurde im Anschluss an das eigentliche Theater in den 79er Jahren noch ein lustiger Einakter gespielt.

1976 wurde dann mit „Die zwei Halbschönen“ das erste abendfüllende Lustspiel aufgeführt. 1981 ging für das Walder Theater eine Ära zu Ende, nach 60 Jahren Bühnentätigkeit, davon 55 als Spielleiter, legte Nikolaus Socher mit 75 Jahren die Regie in jüngere Hände.

Hans Kalopp sen., der seit 1954 meist die Hauptrollen übernommen hatte, gab sein Debüt alsSpielleiter 1982 mit dem Stück „Opas Glückstreffer“. 
Dieser Einstand glückte, und schon im selben Jahr konnte aufgrund der Turnhallen-renovierung mehr Platz zum Spielen durch ein mobiles Podium als künftige Bühne erreicht werden. Da dadurch jedoch die bisherigen Kulissen und Bühnenbilder nicht mehr verwendet werden konnten, wurde mit viel Arbeit und erhebliche finanzielle Aufwendungen alles Notwendige getan, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein. Bernhard Hipp, Karl Geiger und Karl März leisteten die Hauptarbeit beim Bühnenbau. Bis Ostern 1983 war alles fertig und der neue Vorhang öffnete sich.

1990 wurde die Theatergruppe Wald Mitglied im Verband Bayerischer Amateurtheater.

1994 brachte „Die wilde Hilde“ mit 1.812 Zuschauern in zehn Aufführungen einen neuen Besucherrekord. Mit diesem Stück vollzog sich eine gewisse Neuorientierung bei der Stückauswahl, hin zur Boulevard-Komödien.

1995 vollzog sich der Übergang in der Spielleitung von Hans Kalopp sen. auf seinen Sohn Hans jun., der schon in den zurückliegenden Jahren mehr und mehr in die Regiearbeit eingebunden war.

Erwähnenswert ist, dass wir in den 90er Jahren folgende Gastspiele machten:

1992 Alpspitzhalle Nesselwang „Maximilian, der Starke“ (1 X)
1995 Haus Hopfensee – „Kurzschlüsse“ (2 X)
1996 Haus Hopfensee – „Eine schöne Bescherung“ (3 X)
1997 Haus Hopfensee – „Die blaue Maus“ (2 X)

Zum 90-jährigen wurde im Jahr 2000 aus dem bis dahin „wilden Haufen“ ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit dem Namen „Theatergruppe Wald e.V.“

2001 führte Hans Kalopp jun. das neue Theater-Logo ein und ging mit neuen Plakaten und einem eigenen Programmheft ganz neue Wege.

Bis 2003 wurde in der Schulturnhalle in Wald Theater gespielt.

Ein ganz neue Ära begann 2004 mit der Premiere von „Spanien Ole“ in der neuen WaldHalla.

Mit dem Bau der WaldHalla ist nicht nur ein neues Gebäude entstanden, sondern auch ein neuer Geist zwischen den Vereinen gewachsen. Gemeinsam mit den tragenden Vereinen Sportverein, Kirchenchor und Musikkapelle ist es gelungen, ein wegweisendes und innovatives Konzept in die Tat um zu setzten, die Sport und Kultur in einem Gebäude vereint. Mit der WaldHalla begann eine neue Blütezeit für die Kulturschaffenden in Wald.

Mit dem Umzug in die WaldHalla wurde die Theaterfamilie auch um ein eigenes Foyer-Team ergänzt. Dieses rekrutiert sich bis heute aus den Helfern des Sektausschankes, den wir bereits ab den 90er Jahren in der Walder Schule angeboten hatten, aus hilfsbereiten Familienangehörigen und aus Spielern, die mal nicht auf der Bühne stehen möchten oder können.

Über 100 Jahre Theater steht für eine Vielzahl von fröhlichen, aber auch zuweilen traurigen Zusammenkünften. Vor jeder Premiere stehen zahlreiche Proben, doch die Theatergruppe hatte immer einen ausgeprägten und ganz eigenen Gemeinschaftssinn. Zahlreiche Spielerinnen und Spieler, die hier nicht alle aufgezählt werden können, haben ihren Teil zum Ganzen beigetragen, ebenso die stillen Helfer im Hintergrund. Egal ob sie nun ein Jahr dabei waren oder 60, egal ob sie große Rollen spielten oder kleine, jeder war und ist ein gleichwertiger Teil dieser Gemeinschaft.  


Mitglied beim Bund Bayerischer Amateurtheater e.V.

im Bund Deutscher Amateurtheater e.V. seit 1990 


Kontakt

Theatergruppe Wald e. V.

Bei der Kapelle 18
87616 Wald


E-Mail schreiben

Kartenvorverkauf: 0151 / 106 38 999

WaldHalla

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